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​Es war einmal ein Job, den ich machen musste. Geldnöte und der Wunsch nach einer Beschäftigung, die nichts mit Kunst und Kultur zu tun hatte, trieben mich eine Wiener Einkaufsstraße entlang. Am liebsten, so dachte ich, wollte ich in einer Buchhandlung arbeiten. Ich stellte es mir romantisch vor, den ganzen Tag umgeben von Büchern zu sein, Freudebringer und Fetischobjekte gleichermaßen, könnten mich inspirieren, dachte ich, für die eigene Arbeit, tue ich manchmal, in Buchhandlungen gehen, nur um mich von den Titeln und dem Geruch der Seiten inspirieren zu lassen. Eine Buchhandlung sollte es nicht sein, an diesem kalten Novembertag, in der sich mein Lebenshorizont von da an erweitern konnte.
Ich hielt vor den Toren eines Sexshops inne, gut, dachte ich, warum denn nicht, ich frage nach einem Job. Ich bin weder prüde noch sehe ich in einem Sexshop irgendeinen Reiz des Verbotenen. Ist ein Geschäft, dachte ich (zugegeben naiv), wie jedes andere. Es zog mich förmlich in dieses Geschäft, ich ging hinein, fragte mutig, ob man Verkaufspersonal tatsächlich sucht. Minuten später sprach ich dem Chef vor, und tags darauf hatte ich Probetag.


Vier Monate arbeitete ich in dem Sexshop, und am Ende von Monat eins, kurz nach Weihnachten, entschloss ich mich, über all die Erlebnisse, mit denen mich meine Teilzeitbeschäftigung konfrontiert hatte, zu schreiben. Es begann mit einer sarkastischen Seelenreinigung. Schnell waren die ersten Seiten geschrieben. Aber so wie es mich in den Sexshop zog, zog es mich auch in die Geschichte, und ich schrieb und schrieb, schrieb mich aus dem Berufsalltag in die fantastisch dennoch realistisch getränkte Welt des – wie ich den Sexshop liebevoll bezeichnete - „Pornoladens“. 
Der Rest ist schnell erzählt. Noch bevor ich den Roman beendet hatte, kündigte ich. Bist doch nicht so unverwundbar, dachte ich, wie du selbst von dir geglaubt.



Bald las ich aus dem Manuskript, und die Zuhörer und Zuhörerinnen folgten mir in diese Welt der amüsanten aber auch beklemmenden Pornografie, und kurze Zeit später entstand die szenische Lesung mit Aufführungsort „Tanzcafé Jenseits“. Zwei Schauspieler übernahmen die Hauptfiguren, und der Text verwandelte sich in gespielte Prosa, die unser Publikum mochte und schätzte. Das Feedback reichte von „total lustig“ bis „unangenehmst beklemmend“.


Und der nächste Schritt?
Aus „Pornoladen“ ein Stück zu machen, eine Einheit aus Text, Bild, Schauspiel und Inszenierung.


Herzlichst,
Isabella Feimer

ENTSTEHUNGSGESCHICHTE

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